FC Erzgebirge Aue: Martin Männel - René Klingbeil, Adli Lachheb, Thomas Paulus, Thomas Birk - Fabian Müller, Skerdilaid Curri, Jan Hochscheidt, Tobias Kempe, Alban Ramaj - Enrico Kern; Trainer: Rico Schmitt
Eingewechselt: 57. Sebastian Glasner für Fabian Müller, 69. Najeh Braham für Tobias Kempe, 84. Robert Strauß für Alban Ramaj
Kader: Stephan Flauder, Oliver Schröder, Patrick Sonntag
Karlsruher SC: Luis Robles, Matthias Zimmermann, Stefan Müller, Matthias Langkamp, Thorben Stadler, Michael Mutzel, Delron Buckley, Marco Terrazzino, Alexander Iashvili, Timo Staffeldt, Macauley Chrisantus; Trainer: Rainer Scharinger
Eingewechselt: 84. Pascal Groß für Marco Terrazzino, 89. Simon Zoller für Alexander Iashvili, 90+2. Massimilian Porcello für Macauley Chrisantus
Kader: Mathias Moritz, Andreas Schäfer, Kiliann Witschi, Christopher Nguyen
Tore: 0:1 Marco Terrazzino (Rechtsschuß, 37. / Alexander Iashvili); 1:1 René Klingbeil (Rechtsschuß, 76.)
Schiedsrichter: Bastian Dankert (Rostock)
Zuschauer: 10100
Gelbe Karte: - / Alexander Iashvili
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Vorbericht - Hinrundenspiel - Fotos vom Spiel
Spielbericht: Es herrschte bestes Fußballwetter, doch mehr Positives gab es über den Sonntagnachmittag nicht zu berichten. Beim Herbstmeister scheint die Luft fünf Spieltage vor dem Saisonende akut raus zu sein. Erneut teilten sich die Veilchen, nach den beiden vergangenen torlosen Heimpartien gegen Union Berlin und Greuther Fürth, die Punkte, dieses Mal gegen den abstiegsgefährdeten Karlsruher SC. "Der KSC hat uns das Leben sehr schwer gemacht. Ich bin froh, dass mein Sonntagsschuss wenigstens einen Punkt gerettet hat", freute sich René Klingbeil über sein Ausgleichstreffer in der 76. Minute zum 1:1-Endstand, welcher zugleich die 294 Minuten andauernde Torflaute (279 Minuten waren es vor heimischer Kulisse) beendete. Zuvor hatte Terrazzino (37.) sein in gelb-rot spielendes Team in Front gebracht. Und zum Glück wurde ein zweites Tor der Gäste durch Chrisantus gleich nach Wiederbeginn unberechtigterweise nicht anerkannt, damit wäre die zweite Heimniederlage für Aue beizeiten besiegelt wurden. "Wir können uns bei Martin Männel und beim Linienrichter bedanken, dass wir am Ende wenigstens einen Punkt geholt haben", so Trainer Rico Schmitt nach dem siebenten Remis seiner Veilchen in dieser Saison. Die immer noch stärkste Heimmacht der Liga wirkte wiederholt nicht ausgeschlafen, präsentierte sich harmlos wie nie zuvor. Nach nur fünf Punkten aus den letzten sechs Spielen gab es erstmals in dieser Saison ein gellendes Pfeifkonzert vom bekanntlich griesgrämigen Bergvolk.
Auch die Mannschaft scheint in der entscheidenden Phase der Saison die Gelassenheit verloren zu haben. "Als wir oben dran waren, haben sich die Spieler zu viel mit dem Rechnen beschäftigt und sind mit dem psychologischen Rucksack: ich muss, ich muss, ich muss, nicht zurechtgekommen", glaubt der Trainer den Grund des Versagens zu kennen. Die zuletzt enttäuschenden spielerischen Leistungen sind laut Schmitt die Konsequenz des mentalen Druckes. "Man verliert dann bei solchen Rechenspielen den Blick für das Wesentliche, die Schritte werden schwerer. Wir spielen im Moment zu kompliziert und die Mannschaft macht in den ersten Minuten nicht dass, was sie machen soll", ärgert sich der 42-Jährige und rügt unverdrossen weiter: "Die 49 Punkte sind hervorragend. Viele dachten, wir hauen Karlsruhe mit 3:0 weg, in Aachen wird es schon werden und gegen Cottbus sind uns die Punkte sicher. Wer so denkt, dem kann ich nicht folgen, das ist fernab der Realität." Völlig real sind aber die 15 gesammelten Zähler in der Rückrunde - Rang elf in dieser Statistik. Auch was das Toreschießen angeht, liegen die Veilchen mit 32 erzielten Saisontreffern im hinteren Drittel der Tabelle. Gerade gegen die Schießbude der Liga mit aktuell 63 Gegentreffern wünschte sich der gemeine Fan etwas mehr Offensivaktionen. Doch bis auf die Auflösung der Doppelsechs scheute Rico Schmitt, der bis 2013 auf seinen Co-Trainer Marco Kämpfe und Teamkoordinator Günter Boroczinski bauen kann, das Risiko und verzichtete auf einen zweiten Angreifer. Erst ab der 57. Minute brachte er mit Sebastian Glasner und zwölf Minuten später mit Najeh Braham weitere Stürmer. "Wir sind nicht die Mannschaft, die sich permanent Chancen erspielt, und wir werden das auch nie sein. Außerdem sollten wir den Respekt vor dem Gegner nicht verlieren", verteidigte der Coach, der nebenbei die gelbgesperrten Pierre Le Beau, Kevin Schlitte und Marc Hensel sowie die verletzten Mittelfeldspieler Patrick Milchraum und Jörn Wemmer ersetzen musste, seine taktische Ausrichtung, die zuletzt immer wieder zu Diskussionen nicht nur unter den Fans führte. Somit war dann in der Anfangsphase von einem Unterschied zwischen dem Tabellen-15. aus Karlsruhe und dem Fünften aus Aue nichts zu sehen. Beide Teams spielten gefällig, aber ohne viel Zug nach vorne.
Zudem haderten die Auer Spieler öfters mit den Abseitsentscheidungen, 10-mal hob der Linienrichter sein Fähnchen in den Wind. Sehr zum Frust der 10.100 Zuschauer, die es in der 25. Minute nicht mehr nur stumm hinnahmen, dass das Tor von Enrico Kern wegen einer Abseitsstellung des Passgebers, Fabian Müller, nicht gegeben wurde: "Schieber" und "Hoyzer"-Rufe schallten durchs Old Otto. Fünf Minuten später wären diese sicherlich durch Jubel-Arien gewichen, wenn Alban Ramaj die beste Möglichkeit aus 14 Metern Entfernung nicht an KSC-Keeper Robles vergeben hätte. Wiederum sieben Minuten später folgte sprachloses Kopfschütteln beim Publikum: Iashvili zog eine weite Flanke von links in den Strafraum, der von Thomas Birk vernachlässigte Terrazzino nahm den Ball aus zehn Metern volley und versenkte die Karlsruher Führung hoch im kurzen Eck.
Erst zweimal konnten die Veilchen in dieser Saison einen 0:1-Rückstand egalisieren. Gegen Ingolstadt gab es eine Punkteteilung (1:1) und gegen den FC Augsburg sogar einen 3:2-Erfolg. Doch heuer sah es nicht nach einer erfolgreichen Wende aus. Der FC Erzgebirge war nach dem Gegentreffer ziemlich durcheinander, der KSC hatte das zehnte Aufeinandertreffen fest im Griff, mit viel Selbstbewusstsein im Spiel nach vorne. Zudem wurde den Badenern ein Treffer kurz nach Wiederanpfiff zu Unrecht aberkannt. Keeper Martin Männel reagierte beim Schuss von Chrisantus (47.) aus spitzem Winkel zwar gedankenschnell, aber nach den Fernsehbildern erst klar hinter der Torlinie. Schiedsrichter Bastian Dankert aus Rostock ließ in seinem zweiten Profieinsatz weiterspielen. Eine Signalwirkung für die Auer, die nun deutlich bemühter und zielstrebiger agierten. Bei René Klingbeils Kopfball (49.) sowie Skerdilaid Curris direktem Freistoß (52.) war der KSC-Schlussmann auf dem Posten und nach Tobias Kempes (54.) Hereingabe grätschte ein Abwehrspieler den Ball vorm einschussbereiten Enrico Kern gerade noch weg.
Die Gäste blieben bei ihren wenigen Gegenangriffen aber auch stets gefährlich. Nach einem schnellausgeführten Einwurf bediente Terrazzino in der 61. Minute Staffeldt, der aber aus drei Metern am herausstürzenden Martin Männel zweimal seinen Meister fand. Mit dem bereits erwähnten Dreiersturm erhöhten die Hausherren nochmals den Druck. Und nach den Kopfbällen von Najeh Braham (74.) und Thomas Paulus (75.) jeweils nach einer Ecke zappelte der Ball doch noch im Netz der Gäste: Enrico Kern mit einem Einwurf auf Skerdilaid Curri, dessen Hereingabe konnte KSC-Schlussmann Robles nicht weit genug klären und der abgeblockte Schuss von Alban Ramaj landete bei Abwehrspieler René Klingbeil - der Kapitän wuchtete das Leder aus 16 Metern unter die Latte (76.).
Es war sein dritter Treffer in der Rückrunde, die auch bei ihm Spuren hinterlassen hat. "Die Saison neigt sich dem Ende zu. Wir haben in den vergangenen Wochen sehr viel Kraft gelassen. Vielleicht müssen wir der intensiven Spielweise nun etwas Tribut zollen", urteilte Klingbeil, der vor seinem Einschlag bereits mit einer außergewöhnlichen Ballannahme glänzte. Daher blieb die ganz große Schlussoffensive bei den Lila-Weißen aus. Einzig der 18-Meter-Freistoß von Iashvili knapp über das Lattenkreuz sorgte auf Seiten der Karlsruher kurz vor Ultimo nochmals für Spannung. Alles in Allem war es aber ein schwaches Spiel. Der KSC wusste zumindest in der Spielanlage mehr zu überzeugen, muss aber im nächsten Spiel gegen den FC Augsburg auf seinen gelbgesperrten Kapitän Iashvili verzichten. Aue bleibt mit dem erneuten Unentschieden wenigstens das beste Heimteam der 2. Bundesliga und spielt wirklich nur noch um einen guten Saisonabschluss. "Wenn wir uns am Sonntag in Aachen spielerisch und kämpferisch nicht enorm steigern, reisen wir mit einem weiteren blauen Auge zurück", meinte Skerdilaid Curri, der von einer "Kopfsache" sprach: "Viele Verträge, auch meiner, laufen aus. Doch seit der Winterpause hat niemand mehr mit uns gesprochen." Konkrete Tischgespräche mit den Spielern gibt es trotz zweimonatiger Planungssicherheit anscheinend noch nicht. "Wir haben keinen Druck und ich lasse mir auch keine Ultimaten setzen", erwiderte Rico Schmitt diesen Sachverhalt. (arn)
weitere Spielberichte |
Heimmannschaft |
Spieldaten |
Gastmannschaft |
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6 |
Ecken |
3 |
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7 |
Fouls |
10 |
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10 |
Abseits |
1 |
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48.7% |
Ballbesitz |
51.3% |
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12 |
Torschüsse |
21 |
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140 |
Zweikämpfe |
140 |
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43% |
- davon gewonnen |
57% |
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20 |
lange Bälle |
13 |
|
14 |
- davon nicht angekommen |
8 |
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0 |
Gelbe Karten |
1 |
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0 |
Gelb-Rote Karten |
0 |
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0 |
Rote Karten |
0 |
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