FC Erzgebirge Aue: Martin Männel - Oliver Schröder, René Klingbeil, Dominic Rau, Kevin Schlitte - Marc Hensel, Jan Hochscheidt, Guido Kocer, Fabian Müller - Ronny König, Halil Savran; Trainer: Karsten Baumann
Eingewechselt: 55. Mike Könnecke für Fabian Müller, 55. Skerdilaid Curri für Guido Kocer, 83. Enrico Kern für Halil Savran
Kader: Stephan Flauder, Tobias Kempe, Nicolas Höfler
FC St. Pauli: Benedikt Pliquett, Carsten Rothenbach, Carlos Zambrano, Markus Thorandt, Moritz Volz, Patrick Funk, Fabian Boll, Florian Bruns, Max Kruse, Fin Bartels, Petar Sliskovic; Trainer: André Schubert
Eingewechselt: 52. Dennis Daube für Fabian Boll, 57. Marius Ebbers für Petar Sliskovic, 74. Deniz Naki für Fin Bartels
Kader: Philipp Heerwagen, Sebastian Schachten, Fabio Morena, Kevin Schindler
Tore: 0:1 Florian Bruns (Rechtsschuß, 21. / Benedikt Pliquett); 1:1 Ronny König (Linksschuß, 55.); 2:1 Enrico Kern (Kopfball, 90+1. / Skerdilaid Curri)
Schiedsrichter: Markus Wingenbach (Diez) Assistenten: Vierter Schiedsrichter:
Zuschauer: 11500 im Sparkassen-Erzgebirgsstadion
Gelbe Karte: Kevin Schlitte (12.), Marc Hensel (9.), Guido Kocer (5., gesperrt) / Carlos Zambrano, Markus Thorandt, Fin Bartels
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Vorbericht - Hinrundenspiel - Fotos vom Spiel
Spielbericht: Was für ein Endspurt vom FC Erzgebirge Aue. Zum ersten Mal in dieser Saison überhaupt, konnten die Veilchen gegen denselben Gegner doppelt einen Dreier einfahren. Und wie im Hinspiel drehten die Jungs in Lila-Weiß einen 0:1-Rückstand noch zu ihren Gunsten. Erst bewies Trainer Baumann ein glückliches Händchen, dann bewies Kern Köpfchen. Mit dem Last-Minute-Sieg gegen den fast durchweg dominierten FC St. Pauli kehrte die alte Heimstärke wieder zurück - Immer Vorwärts BSG!

"Wir sind alle auf dem Zahnfleisch gekrochen nach der englischen Woche, aber wir haben die Zähne zusammen gebissen und es hat sich ausgezahlt", sagte Kapitän René Klingbeil nach der Partie. Auch Trainer Karsten Baumann erfreut sich über die an den Tag gelegte Kämpfernatur: "Insgesamt war es kein gutes Spiel, meine Jungs waren total kaputt nach der englischen Woche. Sie haben sich aber durchgebissen und das bessere Ende für sich gehabt." St. Paulis Trainer André Schubert hingegen war ob der liegengelassenen Chancen und dem verpassten Anschluss an die Tabellenspitze ziemlich verärgert: "Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht, uns selten so klare Chancen erspielt, den Ball aber nicht reinbekommen. Auch ein Punkt wäre enttäuschend gewesen."
Es war die erste Pleite für St. Pauli nach fünf Spielen ohne Niederlage (drei Siege, zwei Remis). Zudem erzielten die Hanseaten in den vergangenen fünf Partien nie mehr als ein Tor. In Aue oder gegen Aue ticken die Uhren eben etwas anders. Das mussten die Kiezkicker schon damals im DFB-Pokal erfahren, als sie mit 5:4 nach Elfmeterschießen ausgeschieden sind. In insgesamt fünf Begegnungen beider Teams ging Aue zu Hause zudem noch nie als Verlierer vom Platz. Wie auch heuer am 26. Spieltag der Zweitligasaison 2011/12. Und das, obwohl Karsten Baumann mit Personalmangel in der Abwehr nicht die besten Voraussetzungen hatte, nach dem Zu-Null-Spiel am Mittwoch gegen die Löwen, erneut die weiße Weste zu behalten. Der 42-jährige Coach stellte notgedrungen seine Defensive auf einer Position um: Für den Rotgesperrten Adli Lachheb begann der erstmals in der Auer Startformation stehende Dominic Rau in der Innenverteidigung. Der 21-Jährige kam in dieser Spielzeit erst zu einem einzigen Einsatz und war leider auch beim Führungstreffer der Gäste involviert. Nach einem vergebenen Schussversuch seines Mitspielers Halil Savran, schlug Pliquett, der Torhüter der Hamburger, den Ball per Dropkick weit nach vorne. Debütant Rau war urplötzlich auf sich gestellt, verschätzte sich prompt und schlug ein Luftloch - Bruns stand dadurch frei vor dem Tor von Martin Männel und schob den Ball zum 0:1 (21.) ein. Zum Glück hatten die Gäste in den letzten Wochen selten mehr als einen Treffer im Spiel erzielen können. Und so schafften es auch die bei Pauli in die Startelf gerückten Sliskovic und Bartels (für Naki und Schindler) nicht, dass das Auer Netz öfter zappelte. Zwar war der Aufstiegsanwärter von Beginn an präsent und besaß deutlich mehr Ballbesitz, lediglich der Abschluss war eines Aufsteigers nicht würdig. Auf Seiten der Lila-weißen versuchte man ebenfalls alles, doch ließ bei einigen Akteuren zunächst die Laufbereitschaft, der Kampfgeist und auch die Zweikampfstärke zu wünschen übrig. Guido Kocers Freistoß aus gut 20 Metern, der auf einer sehr guten Flugbahn Richtung linker Torwinkel noch von einem Paulianer abgefälscht ins Toraus segelte, war nach dem Rückstand die beste Aktion im Spiel der Baumann-Elf. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit kamen die Veilchen besser auf, echte Chancen ergaben sich jedoch nicht, da nun die Gäste durchaus ruppiger zur Sache gingen - drei Mal Gelb für die gekreuzten Knochen (Zambrano, Thorandt, Bartels) und einmal für die gekreuzten Hämmer (Marc Hensel). Nichtsdestotrotz entpuppte sich aus so einem Foulspiel die zweite Auer Gelegenheit. Nach einem Abpraller vor dem Strafraum zog Jan Hochscheidt aus 25 Metern direkt ab. Der Ball rauschte knapp oben rechts am Torwinkel vorbei (42.). Diese letzte Aktion machte zumindest Mut auf die zweite Hälfte, denn fast noch schlechter konnte es eigentlich nicht werden.
Und wie erwartet verstärkten die Gastgeber ihr Engagement, hatten sich einiges vorgenommen. Nachdem bei Pauli der amtierende Kapitän Boll aufgrund einer Knieverletzung nach 52 Minuten gegen Daube ausgewechselt werden musste, und Fabian Müller und Guido Kocer für Skerdilaid Curri sowie Mike Könnecke vom Platz mussten, schlug es im Gästetor ein. Ein langer Einwurf gelangte über Hali Savran zu Ronny König, der sich im Gewühl gegen den schon verwarnten Thorandt und auch Funk durchwurschtelte und im Fallen das Leder aus kurzer Distanz in die Maschen jagte. "Das ist mein Spiel im Strafraum. Ich haue da meinen ganzen Körper rein. Natürlich war auch ein bisschen Glück dabei, dass ich da durchkomme. Aber ich wollte das Tor unbedingt", sagte die 95-Kilo-Kante über sein achtes Saisontor in der 55. Minute. Eine Reaktion von Kiezclub-Trainer Schubert auf den Ausgleich folgte prompt: Ebbers, die nominelle Nummer eins im Sturm, stand nun für Sliskovic auf dem Rasen, wo nun die Braun-Weißen unbeeindruckt des Gegentreffers den Vorwärtsgang einlegten und somit Aue wieder in die Defensive drängte. Zunächst verpasste Bruns das Zuspiel Rothenbachs im Fünfmeterraum (60.), dann kamen Kruse (61.), mit zehn Treffern und fünf Vorlagen bester St. Pauli-Scorer, und Ebbers (64.) zu weiteren Chancen, die allesamt fahrlässig vergeben wurden. In der 72. Minute rettete zudem Kevin Schlitte per Kopf gegen Ebbers auf der Linie, beim folgenden Nachschuss von Kruse stand Kapitän René Klingbeil goldrichtig, für den Abpraller war dann Keeper Martin Männel die letzte Instanz bei diesem Gästeangriff. Durchatmen war angesagt, auch als der eingewechselte Naki in der 80. Minute in freistehender Position dem Auer Torhüter den Ball mittig in die Hände schob.
Die 11.500 Zuschauer sahen bis dahin zwar keine hochklassige, aber eine spannende Zweitligapartie mit einem phänomenalen Höhepunkt. Denn als alles schon nach einer Punkteteilung aussah und die Nachspielzeit von einer Minute vom vierten Offiziellen präsentiert wurde, sorgte der von Skerdilaid Curri getretene Freistoß in Richtung gegnerischen Strafraum mit anschließendem Kopfballtor vom in der 83. Minute für Halil Savran eingewechselten Enrico Kern für kollektives Ausrasten im Old Otto. "Die Mannschaft glaubt wieder an sich, sie kann aus dem Nichts ein Tor machen", bilanzierte Karsten Baumann, der somit auch in seinem dritten Heimspiel ungeschlagen blieb und einen guten Riecher bei seinen Einwechslungen bewies. Ein Tag der Reservisten, denn wie auch Skerdilaid Curri war Enrico Kern in den letzten Spielen nicht die erste Wahl. "Eigentlich wollte ich den Ball nur verlängern. Dass er dann so verdeckt aufs Tor kommt, freut mich natürlich.", sagte der Siegtorschütze, der sich in der Woche vor dem Spiel entschieden hatte, nicht zum Friseur zu gehen und die Haare noch nicht zu kürzen. So schraubte sich der 33-Jährige in den Schlusssekunden eben am höchsten und lenkte - auch mit seiner vollen Haarpracht - den Ball nicht ganz unhaltbar für Pliquett ins Tor. Paulis Keeper sah aber den Fehler nicht in seiner Person, sondern vielmehr haderte er mit dem kläglichen Vergeben einiger Großchancen: "Wir müssen uns einfach mal den Gefallen tun und das zweite Tor machen, dann nimmt uns keiner mehr die Butter vom Brot." Das sah auch sein Trainer so: "Wir hätten unsere vielen klaren Torchancen zu mindestens drei bis vier Toren nutzen müssen", betonte Schubert.
Für Erzgebirge Aue war es einfach das Glücksmoment, welches schon lang gefehlt hat. "Vielleicht ist heute das Glück zurückgekommen, dass wir im letzten Jahr oft hatten, um zum Beispiel kurz vor Schluss noch den entscheidenden Treffer zu setzen", sagte Ronny König und freut sich auch über den entscheidenden Treffer seines Sturmkollegen Enrico Kern, der mit der gezeigten Leistung seiner Mannschaft eigentlich keinen Blumentopf gewinnen vermag, aber das Glück des Tüchtigen heuer überwog. Die im Jahr 2012 vor heimischem Publikum unbesiegten Veilchen konnten somit den Vorsprung auf den 16. Platz auf sechs Punkte ausbauen. "Das sind drei wichtige Punkte gegen den Abstieg. Rostock hat 2:2 gespielt, wir müssen nächsten Sonntag da hin. Das wird wieder genauso hart werden und wir müssen da weiter Punkte sammeln. Hansa spielt seit Wochen guten Fußball und wird nicht belohnt. Das wird auf jeden Fall ein schweres Spiel", so Aues bester Knipser. (arn)
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Heimmannschaft |
Spieldaten |
Gastmannschaft |
FCE Homepage |
46% |
Ballbesitz |
54% |
FCP Homepage |
13 |
Torversuche gesamt |
20 |
Block-A |
2 |
Schüsse ins Tor |
1 |
Kicker |
0 |
Schüsse aufs Tor |
8 |
MDR |
11 |
Schüsse neben das Tor |
11 |
|
21 |
Freistöße |
16 |
|
2 |
Eckbälle |
2 |
|
2 |
Abseits |
4 |
|
33 |
Einwürfe |
37 |
|
10 |
Abstöße |
11 |
|
14 |
verübte Fouls |
17 |
|
3 |
Gelbe Karten |
3 |
|
0 |
Gelb-Rote Karten |
0 |
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0 |
Rote Karten |
0 |
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