FC Erzgebirge Aue: Martin Männel - Marc Hensel, Tomasz Kos, Thomas Paulus, Fabian Müller, Jan Hochscheidt - Mohammed El Berkani, Daniyel Cimen, Arne Feick - Skerdilaid Curri, Kenny Schmidt; Trainer: Heiko Weber
Eingewechselt: 46. Dominik Werling für Daniyel Cimen, 64. Maik Georgi für Kenny Schmidt, 74. Fatih Yigitusagi für Mohammed El Berkani
Kader: Stephan Flauder, Pierre Le Beau, Steve Müller, Felix Dojahn
Eintr. Braunschweig: Adrian Horn, Ramazan Yildirim, Jan Schanda, Valentin Nastase, Ken Reichel, Dennis Kruppke, Dennis Brinkmann, Marc Pfitzner, Kosta Rodrigues, Fait-Florian Banser, Tim Danneberg; Trainer: Torsten Lieberknecht
Eingewechselt: 46. Smail Morabit für Tim Danneberg, 57. Benjamin Fuchs für Dennis Kruppke, 72. Jan Washausen für Fait-Florian Banser
Kader: Jasmin Fejzic, Matthias Henn, Sebastian Gundelach, Justin Eilers
Tore: 0:1 Tim Danneberg (Linksschuss, 27. / Kosta Rodrigues); 0:2 Fait-Florian Banser (Linksschuss, 53. / Dennis Kruppke)
Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Ergolding)
Zuschauer: 10800
Gelbe Karte: Tomasz Kos, Jan Hochscheidt, Marc Hensel / Ken Reichel, Dennis Brinkmann, Adrian Horn
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Vorbericht - Rückrundenspiel - Fotos vom Spiel
Spielbericht: Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga und den vielen Abgängen musste Teammanager Heiko Weber ein völlig neues Team zusammenstellen. Trotz des größten personellen Umbruchs in der Vereinsgeschichte ging Heiko Weber selbstbewusst in die Partie: "In unserem eigenen Stadion gibt es nur eine Devise: Wir wollen dieses Spiel gewinnen." Und als Vorjahresabsteiger ist der FCE gewillt in der neuen Klasse die Maßstäbe zu setzen. "Es ist klar, dass wir die Gejagten sind, wir wollen uns stets im einstelligen Bereich bewegen", forderte Präsident Uwe Leonhardt. Die gewonnenen Vorbereitungsspiele gegen Georgiens Meister Dynamo Tiflis (3:2) oder gegen die Regionalligisten Sachsen Leipzig (2:0) und Cottbus II (2:0) schürten die Erwartungen eines guten Kaders ins unermessliche. Doch der Spielalltag traf die Veilchen in seiner ganzen Härte. "Einige haben gedacht, vor 10.000 Fans brauche ich in keine Zweikämpfe zu gehen, das machen schon die Zuschauer", zeterte Heiko Weber nach dem Spiel. Nunja, dies könnte beim nächsten Heimspiel anders ausfallen, da den 10.800 anwesenden Zuschauer die Lust nach mehr wohl vorerst vergangen ist.
Obwohl Aue über weite Strecken der ersten Hälfte das Geschehen bestimmte, daraus aber kein Kapital schlagen konnte, gab es viele Defizite im Zweikampfverhalten und im Zusammenspiel. Würden man es nicht schon wissen, könnte man meinen, die komplett neu zusammengewürfelte Truppe sei noch nicht ausgepufft für die dritte Liga. Es fehlt das Verständnis und die Kreativität im Spiel sowie ein wenig mehr Härte bzw. Körpersprache. Aber von den jungen Burschen kann (noch) keiner erwarten, dass sie die große Show bieten, immerhin hat man zumindest in der ersten Halbzeit paar ordentliche Ansätze erkennen können und in der zweiten Hälfte dann halt Lehrgeld bezahlt.
Zudem stellt man sich die Frage, was wäre denn passiert, wenn Skerdilaid Curri die Bude in der 14. Minute getroffen hätte. Wäre das Spiel in anderen Bahnen verlaufen, wenn der kleine Albaner, der nach einem langen Pass von Marc Hensel plötzlich mutterseelenallein vor Eintracht-Keeper Horn auftauchte und diesen zu weit umkurvte, einen vernünftigen Abschuss erzielt, oder den besser postierten Kenny Schmidt per Hacke bedient hätte. Tja, man weiß es nicht. Bis dahin sah auch alles gut aus. Aber gerade der quirlige Duracellhase suchte an diesem Tag zu oft die alleinige Entscheidung. Der Blick zu den Nebenleuten fehlte, zu verspielt, zu eigensinnig und oft erfolglos. Im Nachhinein war es, wie er selbst zugab, ein schwarzer Tag für den 'FCE-Fußballer der vergangenen Saison'.
Dass die erfahrenen Akteure die Verantwortung übernehmen sollen, ist schon klar, aber gegen elf Gegenspieler kommt irgendwann auch mal da die Endstation. So auch für Mohamed El Berkani in der 26. Minute, als er von Jan Hochscheidt mit einem weiten Zuspiel in Richtung Tor geschickt wurde, doch Eintracht's Schlussmann Horn in letzter Minute klären konnte. Genau darin lag die Schwierigkeit für die junge Truppe, sich über diesen verdammten Abwehrriegel hinwegzusetzen. Die langen Bälle waren durchaus kein schlechtes Mittel, nur sah man deutlich, warum der FC Erzgebirge Aue noch auf der Suche nach einem wirklichen Knipser ist. Einzig positiver Nebeneffekt: die Gäste ruhten sich auf ihrer starken Defensive aus und in der Spitze gelang bei ihnen daher wenig bis gar nichts.
Erst als die Veilchen das Tempo wegen den hochsommerlichen Temperaturen herausgenommen hatten, bekam die Eintracht ein wenig mehr Platz zum Kontern. Diesen wusste sie sinnvoll zu nutzen. Denn gleich die erste Chance vollendete der Mittelfeldspieler Danneberg, der trotz Bruches der Elle mit einer Spezialmanschette auflief, zum 1:0. Banser legte an der rechten Strafraumgrenze zurück auf Rodrigues, der flankt sofort weiter auf den am Elfmeterpunkt lauernden Danneberg, von wo aus er Martin Männel keine Abwehrchance ließ (27.). Negativ war wieder, dass erneut ein gestandener Spieler hier versagte. Erst verlor Thomas Paulus den Zweikampf gegen Banser und im Anschluss hob er das Abseits auf.
Aue war in den letzten Minuten zu nachlässig und ließ die Eintracht gewähren. Dadurch ergaben sich einige gute Spielszenen der Gäste, von der halt diese eine zum Treffer führte - völlig indiskutabel. Braunschweig zog sich nach der Führung wieder zurück und man investierte selbst wieder mehr, allerdings ohne Zählbares. So kleckerte das Spiel bis zur Pause ohne Bewunderung hin und auch der von den 800 mitgereisten Eintracht-Fans geforderte Elfmeter, als der Torschütze des 1:0 von Marc Hensel angeblich im Strafraum gefoult wurde, blieb bei Schiedsrichter Wolfgang Stark ohne Anerkennung. Eine Schwalbe macht eben noch keine Sommer bzw. Elfmeter. Somit ging es mit dem 0:1-Rückstand in die gekühlten Katakomben.
Heraus kamen dann nur noch zehn Veilchen. Daniyel Cimen, ja der hat in der ersten Hälfte mitgespielt, blieb gleich zum Duschen dort und Heiko Weber brachte Bewegung in die Aufstellung: Marc Hensel stürmte nun neben Kenny Schmidt an vorderster Front, Skerdilaid Curri agierte hinter den Spitzen, Fabian Müller rückte in der Abwehr nach rechts und der neue Mann, Dominik Werling, übernahm die linke Defensivseite. Alles in allem etwas zu viel Rotation von Heiko Weber.
Sein Pendant Lieberknecht beließ es bei einem Wechsel (Morabit für Danneberg) und hatte sichtlich mehr Erfolg. Der Einwechsler spielte Kruppke in den Lauf. Dominik Werling setzte nach, konnte Krupke aber nicht am Flanken hintern. Diese landete genau auf den Fuß von Banser, der nur noch hinhalten musste (54.). Wie beim ersten Tor war ein gestandener Auer zu unumsichtig seinem Gegenspieler gegenüber. Kapitän Tomasz Kos verlor hierbei Banser aus den Augen. Seinen Frust darüber spürte Pfitzner dann in der nächsten Aktion des Kapitäns, welches mit gelb geahndet wurde. Der anschließende Freistoß war auch nicht ohne. Nastase's 35-Meter-Hammer streifte nur knapp am Tor vorbei. Torhüter Martin Männel hätte bei dem Ball wohl nichts mehr ausrichten können.
Ab diesem Zeitpunkt welkten die Veilchen vor sich hin. Gegen die clever agierenden Gäste hatte man nur noch sehr wenig entgegensetzen und lief außerdem Gefahr, diese Partie noch höher zu verlieren. Die Eintracht wirkte zunehmend souveräner, sogar die Angriffe hatten mehr Hand und Fuß als beim FCE, dem die Zeit davonlief. Selbst die Hereinnahme von Maik Georgi für den angeschlagenen Kenny Schmidt führte zu keiner aufblühenden Betriebsamkeit im Mittelfeld. Erst als der Toptorhüter der letzten Regionalligasaison Fatih Yigitusagi für Mohammed El Berkani aufs Feld kam, wurden die Aktionen zwingender. Letztlich war das Tor der Gäste wie vernagelt und die Schüsse von Fatih Yigitusagi (76.) und Dominik Werling (77.) fanden nicht ihr Ziel. Von Aue war kein Aufbäumen zu sehen und das fluchtartige Verlassen des Stadions war in die Mode gekommen. Da half auch die anfangs des Spiel gezeigte Choreo: 'Der Sturm, der dir entgegenweht, zeigt uns, wer noch zu dir steht' nicht wirklich viel. Die Resignation auf dem Rasen schlug halt auch auf die Ränge über.
Eintracht brachte das Spiel souverän über die Zeit und fuhr letztlich verdient mit einem Sieg zurück nach Niedersachen. "Die zweite Hälfte war unerklärlich. Aber wir werden jetzt nicht alles in Frage stellen. Die jungen Leute brauchen Zeit", stellte FCE-Präsident Uwe Leonhardt sofort klar. Auch Rico Schmitt weiß, woran man in den nächsten Tagen und Wochen arbeiten muss: "Wir hatten uns viel vorgenommen und das über weite Strecken der ersten Halbzeit auch gut rübergebracht. Der Knackpunkt war das frühe 0:2. Wenn ich unsere Spielweise in der zweiten Halbzeit sehe, sind natürlich noch große Steigerungsraten vorhanden." (arn) |
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