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FC Hansa Rostock - FC Erzgebirge Aue 'Vorschau'

Lang, lang ist’s her. Am 15. April 1989 siegten die Veilchen mit 2:1 zum letzen Mal beim kommenden Gastgeber, dem FC Hansa Rostock. Es sollte damit der einzige Sieg der Lila-Weißen bei Hansa in den letzten 40 Jahren bleiben. Aue startete danach zwei Versuche, allesamt in der 2. Bundesliga, um einen Dreier von der Ostsee mit ins Gebirge zu nehmen. Doch gingen diese mit 1:0 immer an Rostock. Nur in den frühen Wismut-Jahren (1954/56, 1963/64, 1964/65, 1970/71) gelangen vier der bisher fünf Auswärtssiege, zu stark war die Heimpräsenz. Ob dieser Aspekt auch am Sonntag noch Bestand hat, wird sich zeigen, denn die Hanseaten feierten in dieser Saison erst zwei (Heim)siege, nur einer gelang in den vergangenen 15 Spielen - kein anderes Team gewann so selten. Einzig der Chemnitzer FC weist in der Saison 2000/01 mit ebenfalls nur zwei Siegen an den ersten 26 Spieltagen dieselbe schlechte Bilanz auf - im Zeitalter der Drei-Punkte-Regel das Negativ-Maß aller Dinge. Die Himmelblauen sind am Ende bekanntlich mit 16 Punkten (3S-7U-24N) abgestiegen.
Auch an der Ostsee muss man sich ernsthaft mit dem Gedanken an den neuerlichen Gang in Liga drei anfreunden. Die beste Saison-Platzierung lag mit Tabellenrang 13 vor. Seit dem 16. Spieltag belegt Hansa einen der beiden direkten Abstiegsplätze und ist nun zum achten Mal Letzter. In der Heim-, Auswärts- und Hinrundentabelle steht das Team um Wolfgang Wolf auf Rang 17. Aber selbst in der Rückrundentabelle (1S-2U-5N) strahlt die Rote Laterne weithin sichtbare als warnendes Zeichen. Dass Rostock obendrein noch die meisten Gegentore (20, wie der FSV Frankfurt) in der Rückrunde kassierte, rundet das Debakel vollends ab - in Kombination mit der schwachen Offensive von 24 erzielten Toren eigentlich verheerend. Nur Alemannia Aachen zeigt mit ihren minimalistischen 21 Einschlägen eine noch größere Ladehemmung. Gleichwohl auch die Lila-Weißen nicht mit übermäßigen Toreschießen strotzten - 25 Treffer auf der Habenseite sind mehr als ausbaufähig.
Unter Karsten Baumann, der seit seinem Amtsantritt als Auer Chefcoach mit zwei Siegen, einem Remis und zwei Niederlagen eine ausgeglichene Bilanz vorzuweisen hat, kam die Torgefährlichkeit wenigstens im Ansatz zurück. Sieben Mal trafen seine Jungs in den vergangen fünf Spielen in des Gegners Netz. Allen voran Ronny König, der hierbei seinen Torriecher zeigte und die Kugel in dieser Saison bereits acht Mal in die Maschen jagte - Platz eins in der internen Torjägerliste. Bester Scorer bei den Auern ist nach wie vor Mittelfeldstratege Jan Hochscheidt mit den zweitmeisten Toren (5) und mit Abstand meisten Vorlagen (7). So sorgte auch im Hinspiel dieses Duo gemeinsam für das Tor des Tages. Trotz einer couragierten Leistung der Gäste, sollte einer der wenigen Schüsse, die Aue in den 90 Minuten auf den Rostocker Kasten brachte, die Entscheidung sein.
Dies ist eben immer noch das größte Manko der Hanseaten. Die Mannschaft von Wolfgang Wolf zeigte, mit Ausnahme der 1:5-Niederlage zuletzt gegen Eintracht Frankfurt, durchweg Spiele auf Augenhöhe. Immer wieder brachten sich die Rostocker durch unfassbare Aussetzer in der Schlussphase um den verdienten Lohn. So schaffte das Tabellenschlusslicht auch in Karlsruhe nicht den so wichtigen ersten Auswärtssieg der Saison und musste sich am Ende trotz zweimaliger Führung mit einem 2:2 zufrieden geben. Der Relegationsplatz ist nur vier Punkte weg, das rettende Ufer allerdings schon sieben Punkte. Außergewöhnlich ist der innere Zusammenhalt und die ungebrochene Moral bei Hansa, aber damit bleibt man eben nicht in Liga zwei. Nach fünf sieglosen Partien helfen Schlusslicht Hansa Rostock im eigenen Stadion gegen die ebenfalls in fünf Auswärtspartien nacheinander sieglosen Veilchen einzig die maximale Punktausbeute weiter. "Für Hansa ist es fast die letzte Chance noch mal Hoffnung im Abstiegskampf zu schöpfen", meint auch der ehemalige Rostocker Kevin Schlitte, der in 26 Zweitligaspielen für die Nordlichter einmal traf. Die meisten Spuren in der Hansestadt hat aber Enrico Kern hinterlassen. Von Januar 2006 bis Juni 2010 lief der Stürmer 122-mal für die Hanseaten auf. Höhepunkt war der Aufstieg in die 1. Liga im Sommer 2007. Sein erstes Bundesliga-Tor erzielte Enno per Fallrückzieher in Bielefeld, weitere sechs Buden in 32 Bundesliga-Spielen folgten.
Andererseits konnte Rostocks Zweitliga-Rekordtorschütze (32 Treffer in 90 Partien) die zwei Abstiege in den anschließenden drei Jahren genauso wenig verhindern, wie der dritte Ex-Kicker der Ostseestädter Oliver Schröder, der in der desaströsen Saison 2009/10 zum Kader gehörte und in 25 Zweitligapartien ebenfalls einmal einnetzte. Besonders herzlich dürfte das Wiedersehen von den Rängen daher nicht ausfallen. Immerhin waren die “Fahnenflüchtigen” für den erstmaligen Drittliga-Absturz des FCH im Sommer 2010 mehr oder weniger mitverantwortlich. Etwas besser, und damit Vierter im Bunde, kommt wohl Guido Kocer weg. Von 2003 bis 2009 spielte der 23-Jährige in Rostock, kam zu vier Zweitligaeinsätzen. Allerdings fehlt er am Sonntag wegen einer Gelbsperre und wird die drittlängste Auer Dienstreise wie auch die Rot-Gesperrten Pierre Le Beau sowie Adli Lachheb nicht antreten. Im Gegensatz dazu findet man einen ehemaligen Auer in den Reihen der Rostocker, womöglich sogar auch in der Startelf, wieder. Keeper Jörg Hahnel, kickte von 1993 bis 2006 für Aue, könnte aufgrund eines dicken Blutergusses im rechten Oberschenkel bei seinem Teamkameraden und Schlussmann Kevin Müller gegen seinen alten Verein im Tor stehen. Als Ersatz stünde eben der 30-jährige Hahnel, der die Rostocker in der vergangenen Drittliga-Saison als Stammkeeper zurück in die Zweitklassigkeit führte, sich aber in der Sommer- sowie Winter-Vorbereitung im Vergleich zur 21-jährigen jetzigen “Nummer eins” der abstiegsbedrohten Ostseestädter den Kürzeren zog, bereit.
Wer in der DKB-Arena dann vom jeweiligen Trainer das Vertrauen geschenkt bekommt, wird der Sonntag zeigen. Auch, ob die Rostocker Aktion “Ticket-Happy-Hour”, wo Stehplätze für Vollzahler bereits für 5 Euro, Sitzplätze ab 12 Euro (jeweils plus 1 Euro Vorverkaufsgebühr) zu erhalten sind, von Erfolg gekrönt war. In den Genuss solcher Tickets kommen die Auer Schlachtenbummler erst gar nicht, für sie bestehen durch erhöhte Sicherheitsvorkehrungen eh andere Richtlinien. Ein Erwerb der Eintrittskarte für den Gästeblock im Vorverkauf wird aufgrund, dass der FC Hansa am Sonntag keine Gäste-Kasse öffnet, hierbei nahegelegt. Dies können die Veilchen-Anhänger noch bis zum Samstag in den Fanshops Aue und Schwarzenberg sowie beim FCE-Ticketservice in der Geschäftsstelle zeitnah tun. Aber auch wer ohne Eintrittskarte anreist, kann in Rostock auf dem Albrecht-Kossel-Platz ab 09:00 Uhr bei einem eigens vom FC Erzgebirge eingerichteten mobilen Stand noch Gäste-Tickets erwerben. Von hier aus verkehren dann die Shuttle-Busse zum Stadion, eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Für alle Aue-Anhänger ist der Albrecht-Kossel-Platz alleiniger und damit zentraler Anlaufpunkt. Um das Rostocker Stadion herum gibt es am Sonntag zwei Sicherheitszonen. Diese sind nur mit gültiger Eintrittskarte passierbar.
Noch ein paar Zeilen zum Schiedsrichtergespann, das mit Tobias Welz aus Wiesbaden in der Führungsrolle besetzt wurde. Bisher gab es unter seiner Leitung mit Auer Beteiligung drei Siege (1:0 Düsseldorf, 0:1 Braunschweig, 2:0 Oberhausen) und drei Niederlagen (0:1 Düsseldorf, 0:1 Osnabrück, 3:2 Köln), nie ging ein Spiel remis. Dem 34-jährigen Polizeibeamten stehen Dr. Manuel Kunzmann (Bad Hersfeld) und Sascha Thielert (Buchholz i. d. Nordheide) zur Seite, Thorben Siewer (Drolshagen) übernimmt den Part des vierten Offiziellen.


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